Frauen in Karriere
Historischer Möglichkeitsraum für die Karrierechancen von Frauen

Die zentrale These des Forschungsprojekts ist die gegenwärtige Herausbildung eines „historischen Möglichkeitsraums“:

„Aus dem Zusammenwirken verschiedener Faktoren hat sich ein historischer Möglichkeitsraum für die Förderung der Karrierechancen von Frauen entwickelt. Dieser Möglichkeitsraum erlaubt es, in einem vermutlich begrenzten Zeitraum von nur ein paar Jahren eine historische Weichenstellung vorzunehmen und damit die Basis für eine neue Qualität der Teilhabe von Frauen in der Gesellschaft zu legen. (…) Grundlegende gesellschaftliche Veränderungen und ein tiefgreifender Wandel in den Unternehmen erzeugen eine neue ‚Unterströmung’ in der Gesellschaft und generieren neue Chancen zur Aufhebung der Geschlechterungleichheiten in den Unternehmen. Zusammen mit einer veränderten politischen Gemengelage und einer neuen öffentlichen Anspruchshaltung erzeugt dies einen historischen Möglichkeitsraum für die Verbesserung der Entwicklungschancen von Frauen.“ (Aus der Einleitung: Boes et al., S. 23)

Dieser Möglichkeitsraum hat seine Grundlage in dem gegenwärtigen Umbruchpro-zess in den Unternehmen, der einen neuen Leittypus hervorgebracht hat: Das „Unternehmen 2.n“ hat sich im Laufe der 1990er Jahre mit der Entstehung eines global verfügbaren „Informationsraums“ auf der Grundlage des Internets herausgebildet und setzt zur Steigerung der Produktivität der Arbeitskraft – anders als das klassische Industrieunternehmen der 1970er Jahre – nicht mehr zentral an der Handarbeit an, sondern an den geistigen Prozessen. Davon ausgehend revolutioniert es die gesamte Organisation und verändert damit auch den Karrieremechanismus. Parallel zu dieser Entwicklung im Inneren der Unternehmen wird der Arbeitsmarkt immer weiblicher: „Kopfarbeit“ nimmt an Bedeutung zu und nivelliert die Unterschiede zwischen Frauen- und Männerberufen. Hochqualifizierte Frauen werden in der Arbeitswelt immer präsenter. Je weiblicher die Belegschaften im „normalen Berufsleben“ werden, desto größer wird der Druck auf die Unternehmen, dieser wachsenden Zahl von Frauen auch Karrierechancen zu öffnen.

Der sich so konstituierende Möglichkeitsraum beinhaltet zwar eine historische Chance, die Weichen in Richtung Geschlechtergerechtigkeit zu stellen, aber er ist kein Automatismus. Soll er erfolgreich genutzt werden, kommt es vor allem auf zwei Faktoren an: erstens auf die bewusste Gestaltung des Umbruchprozesses in den Unternehmen zur Förderung der Karrierechancen von Frauen und zweitens darauf, dass Frauen auch wirklich Karriere machen wollen.

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Boes, Andreas; Bultemeier, Anja; Kämpf, Tobias; Langes, Barbara; Lühr, Thomas; Marrs, Kira; Trinczek, Rainer (2013): Ein historischer Möglichkeitsraum für die Karrierechancen von Frauen – Zur Einführung. In: A. Boes; A. Bultemeier; R. Trinczek (Hrsg.): Karrierechancen von Frauen erfolgreich gestalten. Analysen, Strategien und Good Practices aus modernen Unternehmen, Springer Gabler, Wiesbaden, S. 13-34.

 

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