Frauennetzwerke neu denken?


Christine Regitz
Vice President User Experience, Sprecherin des Business Women`s Network Deutschland und Aufsichtsratsmitglied der SAP SE

Das 2006 offiziell gegründete Business Women´s Network ist aus einer Grass-Roots-Bewegung der SAP SE heraus organisch gewachsen und zu einem Zeitpunkt an den Start gegangen, als das Thema „Frauenförderung“ in Unternehmen und Politik noch unten auf der Agenda stand. Mittlerweile umfasst es weltweit rund 3000 Mitglieder. Deutschlandweit engagieren sich hier rund 1.800 – bis auf wenige Ausnahmen weibliche – Beschäftigte für die Förderung von Frauen und das Thema „Gender“.

Rund zehn Jahre nach der Gründung zieht Netzwerksprecherin Christine Regitz eine differenzierte Bilanz. „Wenn wir heute auf das Netzwerk schauen, sehen wir ein paar Punkte, die wir mit der Erfahrung heute anders angehen würden.“. Einerseits hat es sich als Plattform für den Informations- und Erfahrungsaustausch, mit seinen Veranstaltungen und regelmäßigen Treffen erfolgreich im Unternehmen etabliert und wird auch auf Ebene des oberen Managements als einflussreiche Institution wahrgenommen.

Andererseits stehen die NetzwerkerInnen nach Beobachtung der Expertin heute vor einer Vielzahl grundlegender Fragen, die auch auf die mit der Digitalisierung einher gehenden Veränderungen der Rahmenbedingungen zusammenhängen. Allgemein müsse man hinterfragen, ob Frauennetzwerke in ihrer engen Definition noch zeitgemäß oder vielleicht nur eine Übergangslösung seien. So wäre es für Regitz zielführend, deutlich mehr Männer auch jenseits der Personalabteilung für das Netzwerk zu aktivieren, das vom Grundsatz her inklusiv ist. Auch manche Frauen stünden der Netzwerkarbeit nach wie vor skeptisch gegenüber.

„Da müssen wir uns schon fragen, was wir falsch machen und warum wir unsere Botschaft als Solidargemeinschaft nicht immer vermitteln können“. Um das Profil des Netzwerkes zu schärfen hält Regitz es für wichtig, zum einen das Genderthema wieder aus dem Diversity-Kontext zu lösen und eher in Richtung „Gender-Balancing“ weiter zu entwickeln. Zum anderen empfiehlt sie, über Möglichkeiten nachzudenken, wie vorhandene „Stereotypen“ durchbrochen werden können. So drehen sich die Netzwerk-Aktivitäten bislang häufig um Softskills oder um Mentoring und Coaching. „“Wir müssen aber auch die fachliche Ebene bedienen und technische Themen auf die Agenda nehmen“, betont Regitz.

Nicht zuletzt gehören nach ihrer Überzeugung die Organisationsstrukturen auf den Prüfstand. Bis jetzt ist das Netzwerk nicht in die Unternehmensstrukturen der SAP SE integriert und genießt damit die Vorteile einer unabhängigen und jenseits von Hierarchien handlungsfähigen Gruppe. Zugleich fächert es sich in dem global agierenden Konzern in immer mehr Teilnetzwerke, so genannte Chapter, auf. „Im Moment stehen wir vor der Herausforderung, als homogene, aber auch als offene und lokal agierende Gruppe weiter schlagkräftig und sichtbar zu bleiben“.

Download des Unternehmensposters (PDF)
Zurück zur Übersicht

Die Kommentarfunktion ist geschlossen.