Podiumsdebatte mit Vorständen

PD Dr. Andreas Boes
Vorstandsmitglied am ISF München

Nach Beobachtung von Moderator Andreas Boes ist die Frage, wie Frauenkarrieren erfolgreich gestaltet werden können, nun in den „Mühen der Ebene“ angekommen. Wie geht es jetzt in der deutschen Wirtschaft weiter – strategisch und operativ? Boes wollte wissen, welche Konzepte die Unternehmen verfolgen und welche die entscheidenden Maßnahmen sind auf dem Weg zu mehr Geschlechtergerechtigkeit. Seine Analyse:

„In letzter Konsequenz läuft der Modernisierungsprozess, den wir in den Unternehmen zur Umsetzung von echter Geschlechtergerechtigkeit bewirken müssen, auf ein völlig neues Modell des Arbeitens und des Führens hinaus.“

Christiane Benner
Geschäftsführendes Vorstandsmitglied der IG Metall

Für Christiane Benner ist es an der Zeit, bewusst mit tradierten Rollenbildern zu brechen, die politischen Rahmenbedingungen etwa beim Thema Ehegattensplitting zu verbessern und das Dogma ständiger Verfügbarkeit zu durchbrechen. Ein entscheidender Aspekt bei der Veränderung der Unternehmenskultur ist nach ihrer Ansicht das Thema „Führen in Teilzeit“. Ihr Ziel:

„Wir als Gewerkschaft wollen, dass Beschäftigte die Chance bekommen, nicht nur von Vollzeit auf Teilzeit zu gehen, sondern auch umgekehrt. Bislang gibt es dafür keinen Rechtsanspruch. Aber natürlich muss sich Teilzeit auch rechnen – in vielen Berufen ist das schlicht und ergreifend nicht möglich.“

Christiane Hesse
Vorstand Personal und Organisation der Volkswagen Financial Services AG

Für Christiane Hesse basiert die nachhaltige Förderung von Frauenkarrieren nicht auf einer Graswurzelrevolution, sondern auf einem Top-down-Prozess. Sie muss in den Unternehmenszielen festgeschrieben sein und verlangt nach ihrer Erfahrung langen Atem. Hesse warnt davor, Teilzeit als Allheilmittel zu betrachten, und sieht vor allem beim Thema Verfügbarkeitserwartungen eine offene Baustelle. Ihre Prognose:

„Wir werden uns diesem Thema stellen müssen, weil Frauen und Männer, überhaupt die Jüngeren im Unternehmen, andere Erwartungen an das Thema Work-Life-Balance haben als meine Generation. Aber wir müssen es so angehen, dass wir dabei keine Debatte über eventuelle wirtschaftliche Nachteile provozieren.“

Oliver Klink
Vorstandsvorsitzender der Taunus Sparkasse

Für Oliver Klink ist die Förderung von Frauenkarrieren eine Selbstverständlichkeit. Seiner Meinung nach geht das Frauenthema aber über das Vordergründige hinaus. Er sieht hinter dem Frauenthema einen grundsätzlichen Wertewandel mit Gültigkeit für Männer wie für Frauen. Für junge Menschen beiden Geschlechts scheint die freie Gestaltbarkeit des privaten Lebensplans zunehmend wichtig. Unternehmen müssten heute klar machen, dass es durchaus in die Werteskala passt, dass der große Kindergeburtstag wichtiger sei, als das siebte Meeting in einem Projekt, das noch sechs Monate laufen werde. Oliver Klink geht davon aus, dass für Karriere künftig eine „Erreichbarkeitskultur“ bestimmend sein wird. Zudem plädiert er für eine wirtschaftliche Betrachtung. Seine Beobachtung:

„Wir haben zu jeder einzelnen unserer Maßnahmen der Frauenförderung einen Business Case gemacht. Ich habe sie mir alle angeschaut und sie rechnen sich. Es geht hier um ganz simple ökonomische Fakten.“

Prof. Dr. Marion Schick
Personalvorstand und Arbeitsdirektorin der Deutschen Telekom AG

Frauenförderung ist nach Ansicht von Marion Schick kein „Sozialvergnügen“ der Personalabteilungen, sondern muss auf einem unternehmerischen Willen basieren, mit klaren Zielen hinterlegt sein und erfordert von den Frauen selbst Eigeninitiative. Wer Erfolg als Führungskraft haben wolle, müsse Konfliktfähigkeit und Wettbewerb akzeptieren. Ihre Erfahrung:

„Glauben Sie bitte nicht, dass alle Männer glücklich sind in ihren Führungspositionen. Es gibt erstens durchaus welche, die gar nicht erst dorthin kommen, und zweitens zahlen diejenigen, die es schaffen, durchaus auch einen Preis dafür.“

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