Keynote
Prof. Dr. Marion Schick
Personalvorstand und Arbeitsdirektorin der Deutschen Telekom AG
„Natürlich können und müssen Unternehmen etwas für Frauenkarrieren tun“, erklärte Schick in ihrer Keynote. „Aber wenn wir das politische, gesellschaftliche und familiäre Umfeld und das, was Frauen selbst zu ihrer Karrieregestaltung beitragen können, nicht zu Gestaltungsperspektiven und -feldern machen, dann werden die Unternehmen das Eisen nicht aus dem Feuer holen.“
Schick verweist darauf, dass 96 Prozent der 21- bis 34-jährigen Frauen in Deutschland Karriere sowie berufliche und finanzielle Unabhängigkeit anstreben. Aber sie sieht diese Frauen in ihrer Handlungsfreiheit eingeschränkt durch alte Denkmuster, nach denen Frauen sich automatisch stärker für Familie und Kindererziehung engagieren und berufstätige Mütter immer noch als „Rabenmütter“ gelten.
„Die Wahrnehmung, dass Kinder ein Karrierekiller sind, ist in Deutschland gesellschaftliche Realität.“ Wenn solche Prägungen und Weltbilder den Handlungsrahmen für Frauen bestimmten, stießen Unternehmen an ihre Grenzen. Innerhalb dieses Handlungsrahmens spielen nach ihrer Meinung auch die Partner eine entscheidende Rolle: „Wir müssen die Männer auf dem Weg zur Frauenkarriere mitnehmen.“
Bei der Telekom sind die Themen Gender und Frauenförderung mittlerweile Teil der Diversity-Thematik. Strategisch gehören für Schick die Planung und Gestaltung von Frauenförderung nicht in die Stabsstelle eines Unternehmens, sondern in die Linie. Frauenförderung sei ein Managementthema, das von der „Basis der Personal- entwicklungsinstrumente“ aus bedient und mit klaren Zielen hinterlegt werden müsse.
Schick verweist auf die breite Maßnahmenpalette der Telekom, darunter Gender Collaboration Trainings oder gezieltes Nachwuchsmanagement durch Auffüllung der Pipeline mit Frauen. Nach ihren Worten werden die angebotenen Maßnahmen zur Frauenförderung derzeit allerdings nicht zu 100 Prozent genutzt. Deswegen richte das Unternehmen sein Radar nun auf alle Faktoren, die Einfluss auf Karrierewege haben könnten, und bringe die Erfahrungen und Beobachtungen der schon lange aktiven Frauennetzwerke in die Personalentwicklung ein.
Das 2010 auf den Weg gebrachte Ziel „30 Prozent Frauen in Führungspositionen bis 2015“ möchte sie nicht als Quote verstanden wissen. Seine Umsetzung sei für die Telekom auch ein Kraftakt. Nach Schicks Angaben haben 2010 im mittleren und oberen Management des Unternehmens 19 Prozent Frauen gearbeitet, Ende 2012 waren es bereits 24 Prozent.
Insgesamt sieht sie die Telekom bei der Frauenförderung heute auf gutem Wege – auch wenn im Unternehmen noch viel Überzeugungsarbeit zu leisten sei. „Ich halte es aber für hochgefährlich, wenn Frauen sich den Rucksack umhängen lassen, sie mögen bitte auch die Kultur noch verändern“, so Schick abschließend. „Das müssen die 70 Prozent Männer ganz genauso.“